Selbständig werden in geschützter Atmosphäre

Nach gut einem Jahr Bauzeit sind sie fertig: Unsere zwei Apartements zur Verselbständigung von unseren jugendlichen Kinderdorfkindern in Berlin – Heiligensee

Von außen zwei echte Schmuckstücke mit Holzfassade.

Die beiden stolzen Bewohnerinnen Alexandra (18) und Tangina (18) haben je einen eigenen Eingang in ihre eine 25 Quadratmeter Single-Wohnung.
Ein Einraum-Apartment mit Küchenzeile, kleinem Bad und Fußbodenheizung.

Hell, gemütlich, einladend. Alexandra, die eine Ausbildung zur Altenpflegerin im zweiten Lehrjahr macht, zeigt stolz ihr „eigenes Reich“.
Auch Tangina, Schülerin und angehende Abiturientin fühlt sie pudelwohl in der neuen Einheit.
Seit 15. September wohnen die zwei jungen Frauen hier.

Die Grundausstattung der Apartments inklusive der elektrischen Küchengeräte wurde vom Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V. gestellt – jedes Mädchen hat aber seine persönlichen Einrichtungs-Ideen mit eingebracht. So wurden selbstständig neue Teppiche, Dekoartikel oder Bilder angeschafft.

Voraussichtlich ein Jahr lang werden die jungen Frauen hier betreut. „Danach werden sie in ihre eigene Wohnung ziehen“ , erklärt Bereichsleiterin Stephanie Emmrich das Konzept. Zwölf Stunden in der Woche erhalten Alexandra und Tangina Hilfestellung von außen. Ob telefonisch oder per Hausbesuch. Vor allem von ihrer früheren Kinderdorfmutter.

Die vertrauten Bezugspersonen wohnen ja unmittelbar vor Ort. Mindestens einmal die Woche wird ein fester Gesprächs-Termin vereinbart. So funktioniert die „Verselbstständigungs-Einheit“ als Lern- und Trainingsfeld für junge Menschen. Dieser „Zwischenschritt“ ist enorm wichtig, wie auch Alexandra findet. „Vor allem die ganzen Behördengänge und Anträge sind sehr stressig. Zum Glück bekomme ich da Hilfe.“ Auch das Thema „Umgang mit Geld“ muss noch vertieft werden.

Tangina: „Unser Finanzplan wird mit einem Pädagogen erstellt.“ Themen wie „Einkaufen“, „Hauswirtschaft“, „Zeitmanagement“ oder „Ausbildung“ werden Woche für Woche besprochen. Dabei haben die Pädagogen immer ein offenes Ohr für die Probleme der Heranwachsenden.

Natürlich gibt es auch noch andere Pflichten für die Mädchen: „Die Hausordnung muss eingehalten werden“, sagt Stephanie Emmrich. Tiere sind in den Apartments nicht erlaubt. Bis 23 Uhr müssen die jungen Frauen unter der Woche zu Hause sein. Das finden beide Bewohnerinnen aber völlig okay. „Ruhe und Zeit für mich zu haben – das ist mir wichtig“, sagt beispielsweise Tangina, die Kunst-Leistungskurs belegt hat und gerne daheim malt.

Ziele für die Zukunft?

Die Schülerin der 13. Klasse, seit ihrem siebten Lebensjahr im Kinderdorf Berlin, weiß, was sie will: „Produkt- oder Kommunikationsdesign studieren.“

Der Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V. hofft mit diesem neuen Projekt noch vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Einstieg in ihr zukünftiges Leben zu erleichtern.